Der große Irrtum über Stress und Burnout (2/3)

Teil 2/3: Die Ursache ist meistens unsichtbar
Im ersten Teil dieses Artikels habe ich dargelegt, dass Burnout nicht die Folge von zu viel Stress ist, sondern dass Stress ein begleitendes Symptom auf dem Weg in den Burnout ist. Dennoch gibt es immer auch eine Ursache, die tiefer liegt, meist im Unbewussten. Unsere Arbeit mit vielen Burnout-Betroffenen in unseren Seminaren zeigt deutlich, wie entscheidend diese Frage nach dem Warum ist: Warum lebe ich so? Denn wer sich in seinem Leben erschöpft und zu viel tut, tut das nicht ohne Grund. Burnout ist im Grunde wie ein Weglaufen, man kommt vor lauter Beschäftigung gar nicht dazu, sich mit sich selbst zu beschäftigen.  
Wer es tut, wer auf Forschungsreise geht, findet schnell Spuren. Die häufigsten Ursachen, die hinter Burnout-Geschichten stecken, lassen sich in drei Gruppen unterteilen:


1. Das viele Tun dient dazu, etwas zu verdrängen, was im Innern schlummert und aufgearbeitet werden sollte. Meistens ist es ein Konflikt mit jemand anderem, oder mit sich selbst. Es kann auch eine schwierige Episode des eigenen Lebensweges sein, eine Enttäuschung/Verletzung, eine Trennung, ein Todesfall im näheren Umfeld, häufig auch prägende Ereignisse aus der Kindheit. In seltenen Fällen kann es sich auch um traumatische Erlebnisse handeln, die teils komplett „vergessen“ wurden – also abgespalten und verdrängt. 


2. Die übermäßige Beschäftigung und Anstrengung dient dazu, etwas zu unterdrücken, was leben will. Das klingt pathetisch, aber oft haben Menschen tief verankerte Sehnsüchte, die sich wie eine Bestimmung anfühlen können. Zum Beispiel: für die Musik zu leben, zu schreiben, auf einer Bühne zu stehen, oder sich sozial zu engagieren. Führt der gewählte Lebensweg dauerhaft an dieser Bestimmung vorbei, gerät der Mensch in Not. Von diesem Ursachen-Typ Betroffene erzählen in unseren Seminaren meist, dass sie eigentlich das perfekte Leben leben, materiell wohlhabend sind, Beziehung, Familie, Kinder, Hobbys, Freunde – alles stimmt; und doch ist da eine Leere, die durch immer noch mehr Tun kompensiert wird. 


3. Manchmal ist die Selbstüberforderung auch wie ein eingebranntes charakterliches Muster. Man kann gar nicht anders, als – um einen Klassiker zu nennen – Aufgaben immer 120%ig zu erledigen.  Perfektionismus gehört, wie viele andere Muster, zu den Anschauungen eines Menschen über die Welt und die eigene Rolle in dieser Welt, flankiert von Ansprüchen und Befürchtungen. Erklärt am Beispiel der Perfektionistin oder des Perfektionisten: In dieser Welt muss man alles möglichst gut hinkriegen, sonst wird man nicht akzeptiert oder gemocht, oder… 
 
Burnout ist keine Krankheit, sondern eine unbewusste Strategie. Der Mensch versucht, etwas zu entgehen, was er fürchtet. Deshalb führt meiner Meinung nach der Weg aus der Burnout-Spirale immer zuerst nach innen. Das ist provokant, weil es natürlich auch schadhafte Systeme gibt, die Menschen unter Druck setzen, oder dazu verleiten, sich selbst zu über ein gesundes Maß hinaus verausgaben. Diese Systeme haben aus meiner (humanistischen) Sicht die Verantwortung, nicht zu schaden. In unserer Arbeit analysieren wir in der Unternehmensberatung immer auch diese Frage: Gibt es einen Anteil des (Unternehmens-) Systems am Burnout-Geschehen? 


Und doch stellt sich zuletzt immer die individuelle Frage: Warum gehen so viele Menschen den Weg in die totale Überforderung bis zum Zusammenbruch, ohne sich – zum Beispiel von schadhaften Systemen – rechtzeitig abzugrenzen? Warum stellen sie, bereits am Abgrund, nicht die eigene Gesundheit über alles andere? Unser4DaysOff-Seminar bieten dafür einen geeigneten Raum und kompetente Begleitung. Warum es so wichtig ist, genau und ehrlich nach innen zu schauen, gerade für leistungsbereite Menschen – und warum es so oft misslingt – darum geht es im dritten und letzten Teil dieses Artikels. 
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Roland Wagner
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