Der große Irrtum über Stress und Burnout (1/3)

Teil 1/3: Burnout kommt nicht von Stress 

Die meisten Menschen glauben, dass zu viel Stress zu Burnout führt. Denn: Wer einen Burnout kriegt, klagt zuvor fast immer über zu viel Stress. Folglich erscheint es logisch, den Stress mit Entspannungsmethoden zu bekämpfen, um nicht endgültig auszubrennen. Tatsächlich ist diese Strategie sinnlos und kann sogar gefährlich sein.

Beobachtet man einerseits den Markt und andererseits Statistiken, fällt auf, dass Stressbewältigungskurse boomen, die auf Entspannungstechniken setzen, oder auf andere Formen, den Geist zu beruhigen. Auch Unternehmen organisieren solche Kurse, um ihre Mitarbeiter:innen und Führungskräfte „resilienter“ zu machen. Statistiken zeigen aber seit Jahren, dass sich Burnout-Erkrankungen trotzdem immer weiter ausbreiten. Der Grund dafür ist ein Irrtum über die ursächlichen Zusammenhänge, die zu einem Burnout führen. 

Auch wenn es so naheliegt, anzunehmen, dass Burnout durch Stress verursacht wird, ist das meiner Meinung nach falsch. Stress ist nicht die Ursache einer Burnout-Spirale, sondern eine Begleiterscheinung, ähnlich wie etwa der Gebrauch psychoaktiver Substanzen, oder psychosomatische Leiden (Schlafstörungen, Magen-, Haut- und Rückenprobleme, Migräne, etc.). 

Wer Stress bekämpft, kämpft also gegen ein Symptom an. Was aber ist die Ursache? Diese Frage sollte jede:r ins Zentrum stellen, der/die Burnout vermeiden will: Warum organisiere ich mir so ein stressiges Leben? Warum halte ich im Stress durch und überschreite dabei oft oder dauerhaft meine Grenzen? Warum hilft mir auch kognitives Wissen nicht dabei, etwas zu ändern, mich abzugrenzen und mich konsequent um mich selbst zu kümmern?

Um diese Fragen nach der Ursache geht es. Wer sie nicht stellt, wird in der Burnout-Spirale steckenbleiben. Entspannungsmethoden sorgen allenfalls dafür, dass man etwas länger durchhält bis zur totalen Erschöpfung – was dazu führen kann, dass diese Erschöpfung um so heftiger erfolgt, manchmal sogar mit einer Einweisung in eine Klinik. Es besteht also die Gefahr „das Biest zu füttern“, indem man sich mit Stressbewältigung stresst, weil man sich – z.B. mit dem Yoga-Kurs – noch eine zusätzliche Aufgabe auferlegt, die abzuarbeiten ist. 

In unseren Seminaren erleben wir immer wieder eindrücklich, wie klar vielen Betroffenen ist, dass sie mit immer noch mehr Tools, oder noch tieferer (oder längerer) Meditation nicht vorankommen. Es ist wichtig, nicht länger gegen die Symptome anzukämpfen, sondern sich der Ursache zu stellen. Anzuerkennen, dass es mir schon lange nicht mehr richtig gut geht. Und dann im Innern nach der Ursache zu suchen. In Teil 2 dieses Artikels geht es um typische Ursachen, die hinter Burnout-Prozessen stecken.

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